Wer kennt es nicht: Immer wieder kommen wir in Phasen unseres Lebens, in denen wir überzeugt sind, etwas zu verändern. Oft geht es nicht lange und wir finden uns wieder in den alten Gewohnheiten. Gewohnheiten sind vertraute und automatisierte Handlungen, welche (meist) unser alltägliches Leben erleichtern. Möchten wir eine Veränderung vornehmen, müssen wir Vertrautes loslassen und neue Wege gehen. Dies erfordert Mut. Auch Menschen, die ihren Alkoholkonsum reduzieren oder aufgeben wollen, erleben dies. Für eine Konsumveränderung ist nicht nur der Wille von Bedeutung, sondern auch das Belohnungssystem.
Frau Muster arbeitet seit Jahren in einem Restaurant als Köchin. Sie ist verheiratet und hat ein stabiles soziales Umfeld. Nach einem anstrengenden Arbeitstag trinkt sie gerne ein bis zwei Biere. Da das Restaurant schliessen musste, wurde sie auf einen Schlag arbeitslos. Ab nun an verfolgten sie Ängste. Ihr Stresslevel steigt immer weiter an. Die Belastungen kann sie durch den schleichend steigenden Alkoholkonsum wenigstens für einen Moment vergessen. In solchen schwierigen Situationen tritt das Belohnungssystem, welches in unserem Gehirn ist, in den Vordergrund. Es kümmert sich stark um unser Wohlbefinden. Einerseits merkt es sich alles, was uns ein gutes Gefühl gibt und andererseits alles, was uns hilft die negativen Gefühle verschwinden zu lassen. Positive Gefühle erleben wir durch die Ausschüttung von Endorphin und Dopamin. Es ist dem Belohnungssystem «schnurz» welche körperlichen Folgen es hat.
Frau M. trinkt wiederholt Alkohol, um mit ihrer Situation umzugehen. Je häufiger Frau M. konsumiert um ihre negativen Gefühle zu unterdrücken, desto besser merkt sich dies ihr Gehirn. Alkohol aber auch Drogen schütten viel Dopamin aus. Je besser das Gefühl ist, desto mehr Glückshormone werden ausgeschüttet. Auch dies merkt sich das Gehirn und die Synapsen werden gut trainiert. Durch die eingeprägten Muster im Gehirn entstehen Gewohnheiten und dies steigert das Potential einer Abhängigkeit.
Frau M. möchte ihre Arbeit als Köchin wieder aufnehmen und den übermässigen Alkoholkonsum reduzieren. Am Willen fehlt es ihr nicht. Dennoch muss sie feststellen, dass ihr die Umsetzung schwerfällt. Sie hat grosse Lust zu trinken. Dies liegt daran, dass im Belohnungssystem die positive und entspannte Wirkung von Alkohol präsent ist. Die Gewohnheit muss nun durch neue Verhaltensmuster ersetzt werden. Um ihr Ziel zu erreichen können folgende Fragestellungen von Bedeutung sein: Was setze ich anstelle von Alkohol? Welche alkoholfreien Getränke schmecken mir? Wie kann ich entspannen? Was gibt mir ein gutes Gefühl? Was ist mir in meinem Leben wichtig? Woran habe ich Freude? Wie möchte ich meinen Alltag gestalten?
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